Anthroposophie        =           Dreigliederung

Impuls - Reaktion - Inkarnation   1919 - 1969 - 2019    Geschichte - Quellen - Material

II,7 Luzifer-, Christus- und Ahriman-Inkarnation

   Ich habe bereits ausgeführt, daß die Anthroposophie von einer Inkarnation Luzifers spricht, die im Beginne des dritten vorchristlichen Jahrtausends im Osten stattfand. In einer bedeutenden Mysterienstätte im Osten Asiens wurde ein besonderes Kind aufgezogen. Als dieses Kind 40 Jahre alt geworden war, vollzog sich in ihm eine bedeutsame Wandlung. Dieser Mann "begann plötzlich, in einem Alter von ungefähr 40 Jahren, durch die Fähigkeit des Intellekts zu erfassen, was früher in die Mysterien durch Offenbarung gekommen war, nur durch Offenbarung" (Bern, 4.11.1919 GA193): Er konnte also zum ersten Male mit dem Organ des Intellekts geistige Wahrheiten ergreifen, verstehen. Dieser Mann blieb sein ganzes Leben mit den Mysterien verbunden. In ihm inkarnierte sich Luzifer. "Es ist eine wichtige bedeutsame Tatsache, daß im dritten Jahrtausend v.Chr. eine Inkarnation Luzifers im Fleische wirklich in Ostasien stattfand. Und von dieser Inkarnation Luzifers im Fleisch - denn dieses Wesen wurde ein Lehrer - ging aus, was beschrieben wird als vorchristliche, heidnische Kultur, welche noch fortlebte als Gnosis in den ersten christlichen Jahrhunderten" ("Die geistigen Hintergründe der sozialen Frage" GA190). Rudolf Steiner sagte, daß es ganz falsch wäre, diese Luzifer-Kultur gering zu schätzen: "Denn die ganze Schönheit, welche die griechische Kultur erzeugte, sogar die tiefen Einsichten, welche noch in der alten griechischen Philosophie lebendig sind, die Tragödien des Aeschylos würden ohne diese Luzifer-Inkarnation unmöglich gewesen sein" (GA190).  S33 Daraus kann man erkennen, wie wichtig für die Gesamtmenschheit diese Inkarnation des Luzifer war und auch, daß eine solche Inkarnation vollzogen wurde, um etwas Entscheidendes für die Erdenmenschheit in die Wege zu leiten.

 Dann fand in der Wende der Zeiten die Inkarnation des Christus im Fleische statt, welche der Gesamtmenschheits-Entwicklung eine neue Richtung gab. Christus inkarnierte sich im Jahr 30 in Jesus von Nazareth. Nach drei Jahren vollzog sich dann das bedeutsamste Ereignis für die Menschheit: das Mysterium von Golgatha: "Zu diesen beiden Inkarnationen, der Luzifer-Inkarnation in alten Zeiten und der Inkarnation des Christus, welche der Erde ihren Sinn gab, wird eine dritte Inkarnation in der Zukunft hinzukommen in einer nicht so fernen Zeit. Und die Ereignisse in der heutigen Zeit dienen schon, sie vorzubereiten." In den Vorträgen: "Influence of Lucifer and Ahriman" (GA193 u.v.a). Wir leben in der Zeit der Bewußtseinsseele. Es darf in unserer Zeit nichts geschehen, was für die Menschheit von Bedeutung ist, ohne daß der Mensch es mit seinem Bewußtsein begleitet. Unbewußtheit würde sich zum Unheil der Menschen auswirken. Das Bemühen, sich des Wirkens Ahrimans auf Erden immer mehr bewußt zu werden, ist deshalb so notwendig, weil Ahriman in der zweiten Hälfte der Erdenentwicklung dominieren wird, wie Luzifer es in der ersten Hälfte tat. Wir werden es auf der Erde in steigendem Maße mit dem Eingreifen der ahrimanischen Mächte zu tun bekommen. Ihnen gegenüber darf man nicht blind bleiben: "Es trat ein anderer Gegner seit der Mitte der atlantischen Zeit an den Menschen heran, als Luzifer es ist - derjenige Gegner, der sozusagen des Menschen Wahrnehmungsvermögen so unmebelt und umdunkelt, daß der Mensch nicht die Anstrengungen macht, nicht die Triebe entwickelt, um hinter die Geheimnisse der Sinneswelt zu kommen. Wenn Sie sich vorstellen, daß unter Luzifers Einfluß die Sinneswelt wie ein Schleier geworden wäre, so daß man dann durchaus die geistige Welt dahinter gehabt hätte, so ist durch den Einfluß dieses zweiten Wesens diese physische Welt völlig zu einer dicken Rinde geworden, welche sich zuschließt vor der geistigen Welt" ("Die Christustat und die widerstrebenden geistigen Mächte" GA107). S34  Wir haben also in der Menschheitsentwicklung drei ganz besondere Ereignisse, die Inkarnation Luzifers im Fleisch, die Inkarnation des Christus im Fleisch und die Inkarnation Ahrimans im Fleisch. Gewaltige Veränderungen brachten die beiden ersten Inkarnationen. Welche Veränderung wird eintreten durch die dritte Inkarnation, die des Ahriman? Es unterliegt keinem Zweifel, daß auch durch diese dritte Inkarnation eines Geistwesens auf Erden gewaltige Wandlungen in der Menschheitsentwicklung erfolgen werden. Bei der letzten, der Inkarnation des Ahriman, ist der Mensch aufgerufen, mit in den Gang der Entwicklung einzugreifen. Die ahrimanische Weltenmacht hat die Absicht, die Erdenwelt immer stärker zu verhärten, bis sie ganz erstarrt ist: "Man braucht ja nur zu bedenken, daß es das Bestreben der ahrimanischen Mächte ist, die Erde zum völligen Erstarren gebracht zu haben." Was kann das heißen, Erde, Wasser, Luft und auch die Wärme zum Erstarren zu bringen? In dem Vortrag: "Das Moralische als Quelle weltschöpferischer Kraft" (GA?) beschreibt Rudolf Steiner, wie das lebendig-spirituelle Denken auf den Leibesorganismus wirkt, und im Gegensatz dazu das erstarrte, intellektuelle Denken. Das lebendige Denken wirkt durch seine moralischen Ideale anregend auf den Wärmeorganismus des Menschen, im Luftorganismus erzeugt es Quellen von Licht (Lichtäther), im Flüssigkeitsorganismus des Menschen Tonquellen (Chemischer Äther also), im physikalischen Organismus Keime des Lebens, während umgekehrt das intellektuell-theoretische Denken den Wärmeorganismus kalt macht, die Quellen des Lichtes wirkungslos macht, die Quellen des Tones ertötet, das Leben auslöscht. Und da das, was im Menschen, in seinem Wärme-, Luft-, Wasser- und Erdenorganismus (physisch) geschieht, auf die Wärme, die Luft, das Wasser und die Erdsubstanz der Umgebung übergeht, wird in der ganzen Erdenwelt das wirkende Geistige in Wärme, Luft, Wasser, Erde getötet, zum Erstarren gebracht, so daß die Erde erstirbt und mit ihr der Mensch, der wahre Mensch. Er kann sich dann nur noch als ein Naturwesen erkennen, nicht mehr als Geistwesen, und schließt sich zuerst denkend, dann auch in seinem Willen, der Tierreihe an: "Sie (d.h. die ahrimanischen Mächte) streben nicht danach, den Menschen besonders geistig zu machen, aber sie streben danach, dem Menschen die Anschauung beizubringen, daß er eigentlich nur ein vollkommen ausgebildetes Tier ist. Ahriman ist auch der große Lehrer all der technischen und praktischen Betätigung innerhalb der Erdenentwicklung, die nichts gelten lassen will, als das äußere sinnenfällige Leben, die nur eine ausgebreitete Technik haben will, damit in raffinierter Weise der Mensch S35 dieselben Eß- und Trinkbedürfnisse befriedigt, die auch das Tier befriedigt" ("Was tut der Engel in unserem Astralleib" GA182).

   Wenn man sich vergegenwärtigt, daß gerade der Stoffwechsel-Willensmensch stärker mit dem Leibe und auch stärker mit der Erde verbunden ist, dann kann man die furchtbare Bedrohung des Menschen durch die ahrimanischen Wesen erkennen! Es wird auf der Erde ein gewaltiger Kampf entbrennen, und er ist schon seit langem entbrannt, der zu einer Entscheidung drängt. Im Westen der Welt kann man gerade diese Gefahr deutlicher als an anderen Orten der Welt erleben, aber damit auch die Möglichkeit, sich diese Gefahr klar zum Bewußtsein zu bringen. Das sehende Erfahren der drohenden Gefahr läßt einen dringender Ausschau halten nach helfenden Ideen und Kräften, die dieser Gefahr gewachsen sind. Die Menschheit könnte jedoch die Fähigkeit verlieren, die helfenden Kräfte zu erkennen: "Das ist die große Gefahr für das Bewußtseinszeitalter. Das ist dasjenige Ereignis, welches sich noch vollziehen könnte, wenn sich die Menschen nicht dem geistigen Leben hinwenden wollten vor dem Beginn des dritten Jahrtausends. Wir stehen ja nur noch eine kurze Zeit entfernt vor dem Beginn des dritten Jahrtausends. Es beginnt ja bekanntlich das dritte Jahrtausend mit dem Jahre 2000." Man kann die Empfindung haben, daß Rudolf Steiner so sprach, weil er bemerkte, die Menschen um ihn haben die Einstellung, daß das dritte Jahrtausend noch sehr weit entfernt ist und man noch viel Zeit hat bis zu seinem Beginn. Als Rudolf Steiner diese Worte zu den Zuhörern sprach, standen sie noch 82 Jahre vor dem Beginn des neuen Jahrtausends. Er empfand es als eine kurze Zeit. Heute stehen wir 25 Jahre davor (1975). Wir stehen bereits im Bannkreise der Ereignisse, die mit dem Beginn des dritten Jahrtausends eintreten sollen. Jeder Blick in die Gegenwart lehrt es.


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