Anthroposophie        =           Dreigliederung

Impuls - Reaktion - Inkarnation   1919 - 1969 - 2019    Geschichte - Quellen - Material

II,1 Die Gefahr des Doppelgängers für den westlichen Menschen

   Sehr bedeutsam ist, was die Geisteswissenschaft über den Doppelgänger des Menschen ausführt. Das ist, wie wir sehen werden, besonders wichtig für den Westen. Es wird ausgeführt, daß jeder Mensch kurz vor seinem Wiedereintritt in das Erdenleben von einem Wesen durchdrungen wird, welches ihn sein ganzes Leben lang begleitet, ihn aber kurz vor seinem Tod verläßt. In dem Vortrag: "Das Geheimnis des Doppelgängers" (GA178+181)wird über dieses Wesen gesagt: "Sehen Sie, diese Wesenheiten also können, so wie sich der menschliche Leib entwickelt, zu einer bestimmten Zeit bevor der Mensch geboren wird, gewissermaßen in diesen Leib hinein - und unter der Schwelle des Bewußtseins begleiten sie uns. Sie können nur eines im menschlichen Leben absolut nicht vertragen: sie können nämlich den Tod nicht vertragen. Daher müssen sie diesen menschlichen Leib, in dem sie sich festsetzen, immer auch - bevor er vom Tode befallen wird - verlassen. Das ist eine sehr herbe Enttäuschung immer wiederum, denn sie wollen gerade das sich erobern: in den menschlichen Leibern zu bleiben über den Tod hinaus. Das wäre eine hohe Errungenschaft im Reiche dieser Wesenheiten - das haben sie zunächst nicht erreicht." Diese Wesenheiten verbinden sich also mit dem unbewußten Teil des menschlichen Leibes, wohin der Mensch mit seinem heutigen Bewußtsein nicht dringt. Der Mensch, der in Wirklichkeit ein geistiges Wesen ist, und dessen Heimat die geistigen Welten sind, braucht eine Hilfe, wenn er sich in einem Reiche verkörpern und leben will, das in allem entgegengesetzt seiner ursprünglichen Heimat ist, wo Finsternis, Krankheit und Tod herrschen. Der Doppelgänger bindet ihn an die Erde, verhärtet sein Denken, Fühlen und Wollen, so daß der Einfluß der übersinnlichen Welt abgedämpft wird und er offen wird für die Erdenaufgaben. Das ist der eigentliche Sinn des Doppelgängers. Heute aber ist er ganz von Ahriman durchdrungen und hat das Bestreben, den Menschen mit den unteren Kräften der Erde zu verbinden, den Leib zu verdichten, den niederen Menschen in seinen Dienst zu stellen.
   Es taucht hier eine Reihe von Fragen auf: Verbindet sich der Doppelgänger mit der Materie des physischen Leibes oder mit der unsichtbaren Leibesform, die durch die Saturn-, Sonnen-, Monden- und die bisherige Erdenentwicklung sich formte, die durch Luzifer korrumpiert wurde, durch Christus wiederhergestellt und höher entwickelt wird? Will er sich diesen korrumpierten Leib erringen, um einmal mit ihm über die Todesschwelle gehen zu können? Weshalb muß er heute den Leib kurz vor dem Tode verlassen? Und warum ist S2 das eine arge Enttäuschung für ihn? Ich möchte diese Fragen aufwerfen, weil mit dem Doppelgänger viele ungelöste Fragen verbunden sind, die hier doch langsam durchsichtig werden können. Nicht nur dieses Kapitel wird davon sprechen, sondern in den folgenden Ausführungen werden wir uns den Lösungen nähern.
   In seiner Broschüre: "Doppelgänger des Menschen" schildert der Arzt Werner Christian Simonis, daß der aufmerksame Arzt das Fortgehen des Doppelgängers unmittelbar vor dem Tode oft erleben kann: "Wer hat nicht schon erlebt, daß ein Mensch infolge einer schweren Krankheit lange um sein Leben ringt und von den erregendsten Symptomen gequält und geschüttelt wurde. Plötzlich aber trat eine merkwürdige Ruhe ein. Alle schöpften wieder Hoffnung. Der Kranke selber ist wie verwandelt, ausgeglichener und harmonischer geworden. Man hofft, daß die Genesung begonnen habe - und nach drei Tagen stirbt der Kranke. Was in diesem Geschehen alles bewußt geworden ist - und daß man es sich zumeist deuten kann, ist das Aufhören der Wirksamkeit des Doppelgängers im Menschen." Die Doppelgänger werden von Rudolf Steiner so charakterisiert: "Diese Wesenheiten, welche ihr Leben gerade dadurch zubringen, daß sie den Menschen selbst dazu benutzen, um da sein zu können in der Sphäre, in der sie dasein wollen, diese Wesenheiten, sie haben eine außerordentliche Intelligenz und einen bedeutsamen Willen - aber kein Gemüt, nichts, was man menschliches Gemüt nennt. Und wir schreiten schon so durch unser Leben, meine lieben Freunde, daß wir unsere Seele haben und einen solchen Doppelgänger" ("Das Geheimnis des Doppelgängers" GA178+181). Wenn man das durchdenkt und betrachtet mit solchen Gedanken über die gegenwärtige Zivilisation, dann wird man gewahr, wie sehr es diesen Doppelgängerwesen gelungen ist, sie nach ihrem Bilde zu gestalten. Die Menschen unserer Zeit haben eine außerordentlich hohe Intelligenz entwickelt und besitzen einen starken Willen, das Erdenleben nach ihren Gedanken zu formen. Aus diesen beiden Fähigkeiten wurde die Kultur seit dem 15., 16. Jahrhundert gestaltet, besonders seit der Mitte des 19. Jahrhunderts; und in demselben Maße, wie sie wuchsen, welkten die Kräfte des mittleren Menschen, des rhythmischen Menschen, dahin. Nicht nur die warmen Herzkräfte verkümmerten im Menschen, sondern auch die mit dem mittleren Menschen verbundenen schöpferischen Seelenkräfte. Es siechten mit ihnen die künstlerischen Kräfte, die moralisch-religiösen Kräfte, die sozialverbindenden Kräfte dahin. Das Gemüt starb in der Menschheit. Unsere Zeit offenbart ganz das Wesen des Doppelgängers! Es ist ihm in hohem Grade gelungen, mit dem mittleren Menschen S3  auch dessen schöpferisches Wesen auszulöschen. So wurde durch ihn Ahriman zum Herrn der heutigen Zivilisation, das zu erkennen ist außerordentlich wichtig.
   Der Doppelgänger ist ahrimanischer Natur. Er will den Menschen durch Intellekt und erdgerichteten Willen mit den unteren Erdkräften verbinden. In den Vorträgen: "Die neue Geistigkeit und das Christuserlebnis" (GA200) wird von drei verschiedenen Wesen gesprochen, die im Westen der Welt den Durchbruch zu einer neuen Geistigkeit unter allen Umständen verhindern wollen. Darunter auch Wesen, die so beschrieben sind: "Die erste Art sind solche Geister, welche eine besondere Anziehungskraft haben zu dem, was gewissermaßen die elementaren Kräfte der Erde sind." Die elementaren Kräfte kommen von Wesen, welche ihre Kräfte in der Erde haben. Sie sind Seelenwesen; sie haben kein eigenes Ich. Von dieser Art ist auch der Doppelgänger. Er will die Menschen zu intelligenten Seelenwesen herunterdrücken, die nicht durch ein eigenes Ich geführt werden, sondern durch ein von außen wirkendes spirituelles Wesen oder dessen Stellvertreter auf Erden. Das hat gewaltige soziale Folgen. Mich interessieren hier am stärksten die sozialen Auswirkungen des Doppelgängers, und welche Folgen das im Westen der Welt haben kann.
   Der Doppelgänger bewirkt also, daß der Mensch sich gerade für die Erdkräfte aufschließt. Das vollzieht sich in unbewußten Seelentiefen. Der Mensch wird dadurch stärker an die unteren Kräfte der Erde, die Kräfte des Bodens gekettet, als er sollte. Er wird geneigt, die Welt vom Gesichtspunkt der physischen Erde, d.h. materialistisch, anzusehen, stärker im Blut und der Abstammung zu leben und den Einfluß der äußeren Verhältnisse auf den Menschen zu überschätzen. In den Seelentiefen bekommt der Doppelgänger eine immer größere Macht über sein unbewußtes Willenswesen, seine Triebe, seine Instinkte, seine zerstörenden Tendenzen. So kann der Mensch zwei total verschiedene Seiten seines Wesens offenbaren: Er kann sein normales Wesen ausleben, aber auch ein ganz anderes, welches zugleich in ihm da ist. Es kann der Doppelgänger in ihm wirken, und zwar aus für den Menschen selbst unbewußten Quellen, doch aus einem dem Doppelgänger sehr bewußten Tun. Das hat R.L.Stevenson in seinem Roman: "The strange Case of Dr. Jekyll und Mr. Hyde" dargestellt. Nehmen wir hier ein Beispiel aus der Gegenwart, welches zugleich die ungeheure soziale Auswirkung des Doppelgängerwesens aufdecken kann. S4
   In einer kleinen Stadt lernte ich während des 2. Weltkrieges einen an diesem Platz leitenden Nationalsozialisten kennen. Der Nationalsozialismus war mit seiner Blut- Rassen- und Bodentheorie, seiner Betonung des Vererbungsgedankens, seiner Forderung nach blindem Gehorsam gegenüber dem Führer, seinem Gedanken, daß nur die Gemeinschaft, die Gruppe, wichtig ist, nicht aber das einzelne Individuum, eine reine Offenbarung des Wesens des Doppelgängers. In der Verbotszeit der Anthroposophie und ihrer Tochterbewegungen war ich in der Firma meines Bruders tätig. Er hatte oft mit diesem leitenden Nationalsozialisten zu tun. Eines Tages wurden wir zu ihm eingeladen. Im Laufe des Gespräches fragte er mich, ob ich kommunistische Neigungen hätte. Ich antwortete ihm: "Nein, durchaus nicht", und erklärte ihm meine geistige Anschauung der Welt und des Menschen und meine religiöse Überzeugung. Daraus ergab sich, daß er selbst früher Theologie studiert hatte, dann aber davon abgekommen war. Wir hatten aber ein gemeinsames Interesse entdeckt und unterhielten uns über geistige Fragen in einer freien, offenen Weise. Es ergab sich langsam, daß er mit diesem privaten Gespräch doch einen dienstlichen Auftrag verband. Er sollte feststellen, ob ich identisch sei mit einem Kommunisten gleichen Namens. Er überzeugte sich, daß ich ein anderer war. Hinterher lud er uns in seine Familienräume ein, und wir lernten ihn im Kreise seiner Familie kennen, einen vollkommen entspannten, natürlichen und liebenden Vater und Ehemann. Man konnte nicht glauben, daß dieser Mann "im Dienst" ein vollkommen anderer war. Durchdrungen vom Geiste Hitlers war er kalt, überlegen und ohne jedes menschliche Erbarmen mit Andersdenkenden. Er konnte wutentbrannt einem Gefangenen mit seinem Stock über den Kopf schlagen. Nie wurde mir deutlicher, wie neben dem eigentlichen Menschen noch ein anderer Geist im Menschen wohnen und ihn vollkommen beherrschen kann.
   Der Doppelgänger wirkt in der verschiedensten Weise im Menschen und durch den Menschen. Man konnte dieses Wirken recht deutlich an Charles Manson erleben, der in Kalifornien die Schauspielerin Sharon Tate mit ihren Freunden ermorden ließ. Persönlich habe ich dieses Verbrechen als ein Zeichen erlebt, daß dem Doppelgänger im Westen ein stärkerer Durchbruch gelang. Charles Manson benutzte in seinen jungen Jahren seine Zeit im Gefängnis dazu, eifrig die Bibel, besonders die Offenbarung des Johannes zu studieren. Und in ihr zog ihn - charakteristischerweise - die Gestalt des Apollyon, des Engels des Abgrundes an. Er bezeichnete sich selbst einmal als Apollyon, den Engel des Abgrundes.
S5   Apollyon ist in der Apokalypse der Gruppengeist, der engelhafte Führer der Heuschrecken. Das sind natürlich keine Heuschrecken, wie man sie in der Natur findet, denn es wird gesagt, sie sollen nicht das Gras, noch die Bäume, noch irgendein Grünes vernichten, sondern sich nur an die Menschen wenden. Welche Heuschrecken sind das? Sie sind wie zum Kriege gepanzert, tragen aber Menschenantlitz. Sie treten nur als Gruppe, als Masse auf, nicht als einzelne individuelle Wesen, nicht als Ichwesen. Menschen, die aussehen wir Menschen, aber doch nur instinktiv handelnde Gruppenseelenwesen sind, die in Wirklichkeit von einem Gruppengeist bestimmt werden. In einem Brief, den Manson an das Gericht schrieb, kommt deutlich zum Ausdruck, wie er sich getrieben fühlte durch etwas, was in ihm wirkte: "Ich habe mein eigenes Gesetz, es lebt in mir" ("Witness to Evil" by Georg Bishop). Auch aus diesem Brief geht hervor, wie stark er in den Gedanken der Apokalypse lebt: "Ich habe gesprochen mit dem Merkzeichen, das ich an meiner Stirn tragen will." Man kann den Doppelgänger in sich mit Gott verwechseln: "Der Gott ist Bewegung, und ich bin ein Zeuge." Die Apokalypse spricht nicht nur von dem Malzeichen Gottes an der Stirn, sondern auch von dem Malzeichen des Tieres. Findet man in der Gegenwart keine spirituelle Kraft, die dem Doppelgänger gewachsen ist, dann verfällt ein Teil der Menschheit den abwärtsziehenden Kräften, werden Menschen mit dem Malzeichen des Tieres, Heuschrecken.
   Charles Manson, der intelligent war und einen starken, wenn auch triebhaften Willen hatte, besaß eine rätselhafte Kraft über die Menschen, die mit ihm verbunden waren, junge Menschen männlichen und mehr noch weiblichen Geschlechtes. Sie gehorchten ihm blindlings. Es waren oft junge Menschen aus guten Häusern, welche z.T. die Universität besucht hatten. Sie bildeten eine große Familie mit dem Familienoberhaupt Charles Manson. Einige Mädchen beschrieben später, wie sie zuerst Manson erlebten als die Verkörperung des Guten, der Gottes Willen auf der Erde zu erfüllen hatte, später jedoch immer mehr als den Engel des Todes, der im Dienste des Bösen stand, was sie aber nicht abschreckte. Manson wurde von einer inneren Macht getrieben, als es zu dem entsetzlichen Verbrechen kam. Er nahm einige seiner "Familienmitglieder", meistens Mädchen mit sich. Sie zogen aus, ohne zu wissen, wen sie morden wollten, nur von dem unbewußten Instinkt Charles Manson's getrieben. Sie gingen in einige Häuser, gingen wieder heraus, bis sie zum Hause Sharon Tates kamen. Da töteten sie alle, die sie vorfanden. Am Tatort wurden sie von einem blinden Zerstörungswillen ergriffen. Die schwangere Sharon Tate wurde durch viele Messerstiche getötet. Diese Tat S6 ist so unverständlich, daß immer neue Bücher darüber geschrieben werden, das Rätsel zu lösen. Aber von der Erdenseite aus ist es nicht zu lösen.
   Wenn der Mensch mit seinen Vorstellungen und Empfindungen ganz in der physisch-sinnlichen Welt lebt, was der Doppelgänger anstrebt, dann hat das für ihn bestimmte Folgen: "Ich habe angedeutet, wie diejenigen Menschen, welche in der Gegenwart hier auf dem physischen Plane vorzugsweise nur aufnehmen Vorstellungen, die aus der Sinneswelt kommen oder gewonnen sind mit dem Verstande, der sie an die Sinneswelt bindet, der von etwas anderem nichts wissen will als von der Sinneswelt -, wie solche Menschen nach ihrem Tode gewissermaßen gebunden sind an eine Umgebung, welche noch stark herein fällt in die irdische, in die physische Region, in welcher der Mensch in der Zeit zwischen Geburt und dem Tode ist, so daß durch solche Menschen, die also durch ihr Leben innerhalb des physischen Leibes sich nach dem Tode noch lange hineinbannen in die irdisch-physische Welt, zerstörende Kräfte innerhalb der physischen Welt geschaffen werden. Mit einer solchen Sache berührt man tiefe bedeutungsvolle Geheimnisse des menschlichen Lebens..." ("Das Geheimnis des Doppelgängers" GA178+181).
   In dem öffentlichen Vortrag in St.Gallen, der dem Mitgliedervortrag über den Doppelgänger voranging, wurde geschildert: "Wer sich selber durch sein bloßes physisches Bewußtsein verurteilt, in der physischen Welt (Umwelt) zu bleiben, der wird zum Zentrum von zerstörenden Kräften, die in dasjenige eingreifen, was im Menschenleben und im übrigen Weltenleben geschieht. Solange wir im Leibe sind, mögen wir bloß sinnliche Gedanken haben: der Leib ist ein Schutz." "Aber wenn der Mensch eintritt in die geistige Welt mit bloß physischen Vorstellungen, wird er ein Zentrum der Zerstörung." Wenn wir im Laufe gerade der letzten Jahre erlebten, wie die Zerstörungskräfte der Menschen auf der Erde gewaltig zugenommen haben, dann kann man darin die Auswirkung von Menschen sehen, die vom Doppelgänger präpariert nach dem Tode zu Zerstörungszentren für die irdische Welt wurden, denn sie wirken auf die Erde zurück. Nur ein Zeichen davon ist, daß die Gewaltverbrechen von 1960 bis 1971 in Amerika um 180% zugenommen haben (Crime in America, herausgegeben vom Verlag der Zeitschrift: News & World Report, Inc.).
   Um zu verstehen, wie die Doppelgänger gerade in Amerika wirken, muß man sich vergegenwärtigen, daß die Doppelgänger nicht in gleicher Weise über die Erde hin wirken. "Diese Wesen, die als solche ahrimanisch-mephistophelischen Wesen von dem Menschen eine kurze Zeitstrecke, bevor er geboren S7 ist, Besitz ergreifen, die haben ihre ganz besondere Geschmacksnatur. Da gibt es solche Wesenheiten, denen ganz besonders die östliche Halbkugel: Europa, Asien, Afrika gefallen, die wählen sich solche Menschen, die dort geboren werden, um ihre Leiber zu benützen. Andere wählen sich Leiber, die auf der westlichen Halbkugel, in Amerika, geboren werden." Das hängt von den tieferen geographischen Bedingungen ab. Von Rußland sagt Rudolf Steiner: "Im Osten Europas ist verhältnismäßig wenig Neigung rein für das, was von der Erde ausströmt, - denn das Russentum zum Beispiel hängt wohl innig zusammen gerade durch den Boden, aber es nimmt ganz besondere Kräfte aus dem Boden heraus auf: und zwar Kräfte, die nicht von der Erde kommen." Die Doppelgänger sind also auf den verschiedenen Gebieten der Erde in verschiedener Weise tätig. Das Hervorstechende in Amerika ist, daß die Doppelgänger den Menschen gerade mit den Kräften, die ausschließlich aus der Erde selbst kommen, verbinden, durchdringen.
   Es sind auf der einen Seite die Kräfte der Mechanisierung: "Denn Amerikas Bestreben geht darauf hinaus: alles zu mechanisieren" ("Das Geheimnis des Doppelgängers" GA178+181). Das hängt damit zusammen, daß der Mensch im Westen ein Stoffwechsel-Gliedmaßenmensch ist. In dem letzten Brief der Leitsätze, die unter dem Titel: "An die Mitglieder" (GA26) herauskamen, "Von der Natur zur Unternatur" wird ausgeführt: "Der Mensch verbindet sich mit gewissen Erdkräften, indem er seinen Organismus in diese Kräfte hineinorganisiert. Er lernt aufrecht stehen und gehen, er lernt mit seinen Armen und Händen sich in das Gleichgewicht der irdischen Kräfte hineinzustellen. - Nun sind diese Kräfte keine solchen, die vom Kosmos hereinwirken, sondern die bloß irdisch sind." Und weiter: "Der Mensch redet von der mechanischen Gesetzmäßigkeit. Er glaubt sie aus den Naturzusammenhängen heraus abstrahiert zu haben. Das ist aber nicht der Fall, sondern alles, was der Mensch an rein mechanischen Gesetzen in der Seele erlebt, ist an seinem Orientierungsverhältnis zur Erdenwelt (aus seinem Stehen, Gehen usw.) innerlich erfahren. Damit kennzeichnet sich das Mechanische als das rein Irdische" (Rudolf Steiner). Werden diese irdischen Kräfte durch kosmische Kräfte im Gleichgewicht gehalten, dann dienen sie dem Menschen. Verfällt der Mensch ihnen, dann verliert er sein Gleichgewicht und sie fesseln ihn an die Unternatur der Erde: "...Das ist nicht Natur, sondern Unternatur. Es ist eine Welt, die sich nach untenhin von der Natur emanzipiert."
   Ein anderes ist das Verhältnis des westlichen Menschen zur Elektrizität und zum Erdmagnetismus. Schon einer der einflußreichsten Begründungsväter der U.S.A., Benjamin Franklin, studierte jahrelang die Phänomene der S8 Elektrizität, machte eine Reihe von Neuentdeckungen und erhielt manche Anerkennungen von verschiedenen Universitäten. Er gilt als der Begründer der Wissenschaft der Elektrizität. Welche Rolle spielt doch heute die Elektrizität in der Technik! Es gibt aber noch eine andere, wichtige Seite der Elektrizität. "Im 19. Jahrhundert hat die Naturwissenschaft entdeckt, daß das Nerven-Sinnessystem von elektrischen Kräften durchsetzt ist. Sie hat recht, diese Naturwissenschaft. Aber wenn sie glaubt, daß die Nervenkraft, die zu uns gehört, die für unser Vorstellungsleben die Grundlage ist, irgendwo mit elektrischen Strömen zu tun hat, welche durch unsere Nerven gehen, so hat sie eben unrecht, denn die elektrischen Ströme, das sind diejenigen Kräfte, die von dem Wesen, das ich geschildert habe, in unser Wesen hineingelegt werden, die gehören unserem Wesen gar nicht an" ("Das Geheimnis des Doppelgängers" GA178+181). Es ist der Doppelgänger, der in den Strömen der Elektrizität lebt, welche die Wissenschaft im menschlichen Nervensystem feststellen konnte. Durch sie steht dieses Wesen mit allen elektromagnetischen Erdkräften in Verbindung. Wir kennen die Elektrizität nur in ihren äußeren Wirkungen, ihr Wesen selbst bleibt uns verborgen. Wie alle Kräfte der Erde eine geistige Seite haben, so auch die elektromagnetischen Kräfte. Die Elektrizität, so wird dargestellt, ist "das schattenhafte Abbild des Seelischen in uns. Das ist unser abstraktes, gegenüber dem lebendigen Denken schattenhaft gewordenes Denken. Trotzdem es schattenhaft ist, wirken durch es die des Menschen Seele verdichtenden Kräfte, die ihn vom Geist abschneiden, die die Menschen trennenden, antisozialen Kräfte. Es gibt einen inneren Zusammenhang der verdichtenden Kraft unseres intellektuellen Denkens und der Elektrizität. Das Nerven-Sinnes-System ist Träger des Denkens, und in ihm hat die Wissenschaft die elektrischen Ströme festgestellt. Die Elektrizität ist eine Naturkraft, sie hat aber auch noch eine andere Seite als das Schattenhafte des Seelischen: "In der Elektrizität sind allerdings schwimmend die moralischen Impulse, die Naturimpulse - aber sie sind die unmoralischen, das sind die Instinkte des Bösen" ("Das Geheimnis des Doppelgängers" GA178+181). Zur Zeit Goethes gab es noch keine elektrischen Drähte, welche heute durch die Landschaft ziehen, um elektrische Kraft zu den Städten und Fabriken zu leiten, keine elektrischen Maschinen, die bis in die Küche hinein unser Leben änderten, keine Radios und Fernseher, die uns ständig beeinflussen, kein elektrisches Licht, das uns die Nacht zum Tage macht. Aber in dieser Zeit hatten die Menschen noch ein Seelenverhältnis zum Geist der Natur und zum Geistigen überhaupt, wenn auch noch nicht in neuer Weise. Heute S9 sind die Menschen vom Geiste radikal abgeschnitten, sind ganz vom Materialismus durchdrungen.
   Wird der Mensch zu stark den elektro-magnetischen Erdkräften ausgesetzt, dann verliert er seinen Zusammenhang mit der wahren geistigen Welt; er verliert die Möglichkeit, sich in seinem wahren geistigen Wesen zu erkennen, wird ganz von der Erde abhängig. In seiner Broschüre: "Von der Gestalt und dem Werden der Erde" spricht Berthold Wulf davon: "Jedes Organ, das unter dem Einfluß des Seelischen polarisch organisiert ist, ist Träger des Elektrischen, der Schatten des Seelischen. Daß dieses besonders für die Nervensubstanz zutrifft, ist gesagt worden. Nun ist für die Nervensubstanz besonders ein Stoff wichtig, der eine Verwandtschaft zur Elektrizität aufweist: der Phosphor. Beide, Elektrizität und Phosphor, haben die Tendenz der Verdichtung, auf der anderen Seite strömen beide Licht aus. Die Nervensubstanz besteht aus phosphorhaltigem Eiweiß. Schon in der Substanz ist die Nervbildung dazu veranlagt, Licht zu vermitteln, wie auch dessen Asche, die Elektrizität." So geht eine die Menschen verdichtende, seelenverhärtende Kraft von allem Elektro-Magnetischen aus.
   Rudolf Steiner legt Wert darauf, daß das, was für Amerika gilt, nicht auch für Europa oder für Rußland gilt: "In Amerika wußte man dasjenige Gebiet, wo insbesondere jene magnetischen Kräfte aufsteigen, welche die Menschen in Beziehung bringen zu diesem Doppelgänger. Denn die deutlichsten Beziehungen zum Doppelgänger gehen aus von demjenigen Gebiete der Erde, das vom amerikanischen Kontinent bedeckt ist." "Dasjenige Gebiet, das am meisten Einfluß hat auf den Doppelgänger, am meisten Verwandtschaft eingeht mit dem Ausströmenden, also sich auch wieder der Erde mitteilt, das ist dasjenige Erdengebiet, wo die meisten Gebirge nicht vom Westen nach Osten in der Querrichtung hin, sondern wo die Gebirge hauptsächlich vom Norden nach Süden gehen, - denn das hängt auch mit diesen Kräften zusammen." Welche Gebirge laufen denn in Amerika vor allem von Norden nach dem Süden? Das sind die Rocky Mountains, die den Osten Amerikas vom Westen trennen, das sind auch die Gebirge der Sierra Nevada und das Küstengebirge am Pazifik, welche durch Kalifornien laufen. Alle diese Gebirgszüge laufen in Richtung auf Mexiko. Die Rocky Mountains laufen in ihrer Fortsetzung durch Mexiko und Südamerika. Van Cles beschreibt in seinem Buch über Amerika auch dessen Landschaft und stößt dabei auf die außergewöhnlich starke Elektrizität in manchen S10 Gegenden Amerikas: "In den Gebirgsgegenden ist die Luftelektrizität so stark, daß eigens angebrachte Schilder vor dem Berühren metallischer Gegenstände warnen müssen und man sogar beim Austausch flüchtigen Händedrucks einen elektrischen Schlag bekommt, der einen schmerzhaft zurückzucken läßt." Nun glaube ich, daß dieses ein Erlebnis schildert, das van Cles gehabt hat, das aber doch verhältnismäßig selten in dieser Stärke erlebt wird. Es ist auch nicht gemeint, daß nur in den Gebirgen sich diese Elektrizität zeigt, sondern in dem Lande, wo die Gebirge eine solche Richtung nehmen. In den Wüsten dieses Landes kann man auch starke elektrische Wirkungen feststellen.
   Nun hängt der Doppelgänger auch mit der Entstehung gewisser Krankheiten zusammen, mit Krankheiten, die aus dem Inneren des Menschen kommen: "Denn sehen sie: Dieser Doppelgänger, von dem ich gesprochen habe, der ist nichts mehr und nichts weniger als der Urheber aller physischen Krankheiten, die spontan aus dem Inneren hervortreten - und ihn ganz kennen ist organische Medizin." Rudolf Steiner machte insbesondere darauf aufmerksam, daß der Arzt, der das ernst nehmen kann, was er über den Doppelgänger sagte, damit rechnen muß, daß aus den verschiedenen geographischen Orten der Erde unterschiedliche Kräfte kommen, die die Menschen beeinflussen und krank machen können: "Und daraus ersehen Sie weiter, daß eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft sein wird: wieder weiter zu pflegen dasjenige, was abgerissen ist: geographische Medizin." Damit beschäftigt sich ausführlich der Arzt Karl Buchleitner in einem Beitrag in den "Mitteilungen aus der Anthroposophischen Arbeit in Deutschland" Nr. 106 "Spirituelle Medizin und der Doppelgänger". Er betont auch die soziale Auswirkung des Doppelgängers: "Diese Doppelgängerwesen wirken aber auch in unsere sozialen Gestaltungen hinein inspirierend. Sie versuchen, die spirituelle Eigenkraft der Seele herabzulähmen und statt ihrer nur ein intellektuelles Gehirndenken zu setzen. Überall da, wo mit Menschen experimentiert wird, geschieht dies unter dem Einfluß des Doppelgängers. Ein Durchschauen seiner Intentionen ist sowohl für das soziale Leben entscheidend, wie auch für das medizinische Wissen."
   In seiner erwähnten Broschüre: "Doppelgänger des Menschen" zeigt Werner Christian Simonis, wie wichtige der Vortrag Rudolf Steiners über das Geheimnis des Doppelgängers für eine kommende Medizin ist. Nachdem er sechs der wesentlichsten "Charakterzüge des im Menschen lebenden ahrimanischen Doppelgängers" zusammengefaßt hat, setzt er fort: "Haben wir bisher an einigen Andeutungen des Geistesforschers verfolgen können, wie das S11 Doppelgängerwesen mit dem Menschen vom Lebensbeginn an verbunden ist, und wie sich daraus eine gewisse "Physiologie" dieses Wesens und zeitweise eine "Pathologie" für den Menschen ergibt, so muß weiter darauf aufmerksam gemacht werden, daß diese Wirkungen des Wissens und Nichtwissens um diese Zusammenhänge von entscheidender Bedeutung für jeden Menschen sind."
   Wenn man sich über die medizinische Seite des Doppelgängers orientieren will, dann muß man lesen, was diese beiden Ärzte darüber einführend geschrieben haben. Ich sehe mehr auf die soziale Auswirkung. Daß das Wissen um den Doppelgänger besonders in Amerika wichtig ist, versuchte ich klar zu machen. Lebt man in Amerika, dann wirken diese Kräfte natürlich auf jeden Menschen, ob er davon weiß oder nicht, besonders stark in denen, die kein Bewußtsein davon haben. Man sollte sich vergegenwärtigen, daß alle diese Kräfte auch im einzelnen Menschenleben wirken. Man wird in Zukunft unterscheiden müssen, was vom Menschen selbst und was vom Doppelgänger in ihm kommt, sonst wird man ihn nicht heilen können. Manche schweren inneren Belastungen, Bedrückungen, Depressionen, manches, was als eine zerstörende Kraft in der Seele lebt, was als Hang der Seele sich zeigt, nur ein absolut materielles Leben zu führen, was als Abneigung und Haß gegen das Geistige sich offenbart, hat mit diesem Doppelgänger in uns zu tun, mit der Kraft also, die uns nur mit den unteren Kräften der Erde verbinden will. Die Menschen werden die Ursachen ihrer Bedrückungen woanders suchen, und sie werden nicht geheilt werden können. Nicht nur der Arzt, sondern jeder, der es mit Menschen auf dem religiösen, sozialen, pädagogischen, kriminellen Felde zu tun hat, sollte genaue Kenntnis vom Wirken des Doppelgängers haben. Warum wohl lief die amerikanische Jugend zu Tausenden und Abertausenden in den Film, der nach dem Roman: "The Exorcist" von William Peter Blatty gedreht wurde? Auf der Vorderseite ist gleich angekündigt: "The Bestselling Novel of Demonic Possession". Die Jugend fühlte in ihrem Unterbewußtsein etwas Ähnliches, das Dasein eines Wesens in ihr, das nicht zu ihr gehörte: das eigene Doppelgängerwesen. Sie suchte Aufklärung über das, was in ihr vorging. Stattdessen erlebte sie eine Dämonenaustreibung. Aber der Doppelgänger läßt sich nicht austreiben. Man muß es als eine bedeutsame Aufgabe erkennen, sich über das Wesen und Wirken des Doppelgängers ganz klar zu werden." Der Mensch darf heute nicht blind durch die Entwicklung der Erde gehen, er muß solche Verhältnisse durchschauen." Er muß z.B. wissen, daß die Kräfte, die mit den geographischen Verhältnissen im Osten, in der Mitte und im Westen zu tan haben, den Menschen, wenn er nicht wach ist, überwältigen können. Er muß ebenso deutlich wissen, daß die Kräfte, die aus dem amerikanischen Boden aufsteigen, nichts, gar nichts zu tun S12 haben mit der inneren Veranlagung des Westens. Das sind zwei ganz verschiedene Dinge.
   Gibt es für den Menschen heilende Kräfte, die ihn ins Gleichgewicht mit den gewaltig nach dem Erdinneren ziehenden Kräften bringen können? Die Heilung liegt in dem Impuls, der Emerson und seine Freunde beseelte. Sich mit dem Geist der Menschheit zu verbinden, das verlangt auch Amerika mit seinen Bewohnern aus aller Welt selbst. Heute allerdings in weitergeführter bewußter Weise. Eine der wahrhaft fundamentalsten Erkenntnisse, die man aus der Anthroposophie erhält, ist die, daß seit dem Geschehen auf Golgatha der Christus zum Menschheitsgeist wurde. Christus ist der Geist der Menschheit! Könnte das einmal von den Menschen erfahren werden, nicht nur mit dem Denken, sondern auch mit dem Herzen und dem Willen, dann könnten von dieser Tatsache immer neue heilende Kräfte strömen. Mehr als alles andere muß man sich heute des gegenwärtigen Christus und seines heilenden Wirkens bewußt werden.


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